„Kurs aufnehmen“
Vor vielen Jahren hatte ich einen Segelkurs. Wir wurden von einem sehr versierten und erfahrenen Segler unterrichtet. Tatsächlich habe ich die Prüfungen bestanden. Wir hatten viel Freude, es wurde gelacht, was uns nicht davon abgehalten hat, ernsthaft an Theorie und Praxis zu arbeiten. Mir machte die Navigationsprüfung Kopfweh. Der Kursleiter hat es in wenigen Stunden geschafft, dass sich mir die Geometrie erschlossen hat, die Befürchtungen schwanden und ich konnte einigermaßen sicher in die Prüfung gehen. Seine Handreichungen zum Thema habe ich bis heute nicht vergessen. Ich kann Kurs aufnehmen.
Warum erzähle ich das?
Seit über 30 Jahren bin ich in der Erwachsenenbildung tätig und heute fest überzeugt, dass hohe Fachkompetenz der Vermittelnden nicht zwangsläufig zum Lernerfolg der TeilnehmerInnen führt. Menschen zu befähigen, ihnen etwas Neues beibringen, ist eine besondere Art Handwerk. Im Laufe meiner eigenen Lernhistorie wuchs in mir der starke Wunsch, herauszufinden, was eine pädagogische Situation erfolgreich macht. Nach dem Motto „Such nicht nur nach Theorien, sondern schau hin, was machen erfolgreiche Trainerinnen, Lehrerinnen und Kursleiterinnen“ sammelten sich im Lauf der Jahre einige, oft auch verblüffende Erkenntnisse. Dadurch
entstand eine Kombination aus ausgewählten Theorien und ganz viel Praxis.
Es ist möglich, über die eigene Intuition hinaus Kompetenz zu erwerben, die das Vermitteln von Wissen und Fähigkeiten professionalisiert. Außerdem denke ich, dass das Reflektieren der eigenen Handlungen im Kreis von Menschen mit ähnlichen Zielen immer hilfreich ist.
Wer also im kreativen Kontext, wer im Handwerk unterwegs ist und sein Grundlagenwissen an andere weitergeben möchte, wer das Bedürfnis hat, mehr über das Leiten von Kursen zu erfahren, der ist eingeladen, selbst „Kurs aufzunehmen“. Das entstandene Konzept ist ein „Train the Trainer“ – Konzept, das nicht auf einen speziellen Kunst- oder Kunsthandwerksbereich fokussiert ist.
Es sollen Fragen bearbeitet werden wie z.B.
was kann man tun, um möglichst effektiv zu arbeiten,
wie verhindere ich Über- oder Unterforderung,
wie biete ich Struktur an, ohne Freiraum einzuengen,
wie ermutige ich die individuelle Kreativität der Teilnehmenden und vieles mehr.
Eine weiter zentrale Aufgabe von „Kurs aufnehmen“ ist die Beantwortung der Frage, wie wir uns selbst wahrnehmen, wenn wir einen Kurs leiten und wie wirken wir auf die Teilnehmer? Dazu dienen Übungen, die wir auf Video aufzeichnen. So können zukünftige Kursleiterinnen sich selbst erleben und analysieren. Entsprechende Rückmeldungen aus der Gruppe sind erfahrungsgemäß sehr aufschlussreich.
Weitere Aspekte professionellen Handelns, wie z.B. der Umgang mit kritischen Situationen im kreativen Kursgeschehen und die professionelle Handhabung betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Aspekte, die in und um Kurse herum zu beachten sind, gehören unbedingt dazu.
Zum Abschluss der Weiterbildung soll jede angehende Kursleiterin ein eigenes Kurskonzept entwerfen und dokumentieren. Diese Arbeit vertieft die Inhalte und begründet die Gelegenheit, neue Fragen zu klären, Feedback für die eigenen Überlegungen zu bekommen und nicht zuletzt Wertschätzung für das eigene Konzept zu erfahren.
Ich denke gerade darüber nach, was gewesen wäre, wenn ich nicht dieses Erlebnis im Segelkurs gehabt hätte. Haben Sie nicht auch Lust, mal so einen AHA-Kurs zu erleben und später solche Workshops anzubieten?
Ein neuer Start ist möglich in Soltau ab dem 4.07.22
Nur noch 2 Plätze frei